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Villa Rosenthal
Eine Einrichtung von JenaKultur.
Mälzerstraße 11
07745 Jena

Tel. +49 3641 49-8270
Fax +49 3641 49-8005
villa.rosenthal@jena.de

Werkleitung
Friedrun Vollmer
Carsten Müller
Jana Gründig

Öffnungszeiten Ausstellungsbereich:

Di/Do 12 – 15 Uhr
Mi 13 – 17 Uhr
und nach Vereinbarung

(Mo, Fr, Sa und Feiertage geschlossen)

Vom 06.03. bis zum 03.04.24 ist der Ausstellungsbereich aus betriebsorganisatorischen Gründen geschlossen.

Gartenkunst "Folly"

VR_Folly  ©JenaKultur, A. Hub
VR_Folly2  ©JenaKultur, A. Hub

Die Eroberung eines Blickes

In der öffentlichen Ausschreibung des Botho-Graef-Kunstpreises 2012 wurden nationale Künstler aufgefordert, ein Ideenkonzept einzureichen, aus denen ein Auswahlgremium die besten 15 Ideen ermittelte. Die 15 Ideengeber nahmen im Mai 2012 an einem zweitägigen Künstlerworkshop in der Villa Rosenthal teil, der neben einem intensiven Austausch zwischen Initiatoren und Künstlern vor allem Informationen und Inspirationen zur Entwicklung eines konkreten, ausgereiften, auf den Ort zugeschnittenen und realisierbaren Entwurfes vermittelte.

Botho-Graef-Kunstpreis 2012

In einem beschränkten Wettbewerb der ausgewählten 15 Künstler wurden die konkreten Entwürfe mit Modellanfertigungen im September 2012 eingereicht und im Oktober-November 2012 in der Villa Rosenthal präsentiert. Eine aus fünf Fachexperten bestehende Jury ermittelte abschließend die Preisträgerin Anika Gründer.

Anika Gründer

1982 in Kassel geboren; Studium an der Bauhaus-Universität Weimar (Diplom) und an der Oxford Brookes University (UK), seit 2011 Public Art and New Artistic Strategies MFA und Promotion „Denkmalexperiment“ an der Bauhaus-Universität Weimar.
Teilnahme an nationalen und internationalen Projekten und Ausstellungen (Oxford, Liverpool, Shanghai und Dar es Salaam);
Preise u.a.: 2011 2. Preis Landmarke Halde Duhamel, P_Stop project Gewinnerin, Museum of Contemporary Art Perm (RUS); 2012 2. Preis Südmodul, Projektwettbewerb für ein Möbilierungssytem im öffentlichen Raum (CH); 1.Preis Torgau 2012_Kunst im öffentlichen Raum; Arbeit an der Schnittstelle von Kunst und Architektur.

Konzept der Künstlerin

Ähnlich wie eine Stadt eine Partnerstadt bekommt, bekommt die Villa Rosenthal einen Partnerort: die Studentenrutsche, eine weithin sichtbare Verwerfung (geologische Störung) in den Jenaer Kernbergen. Im südwestlich gelegenen Gartenteil der Villa Rosenthal wird ein neues Folly errichtet, von dessen Innenraum sich der gezielte Blick auf die Kernberge eröffnet. Die Partnerschaft macht sich bereits vor Eintritt in das Folly bemerkbar, denn seine äußere Hülle bildet die markante Muschelkalkstruktur des gegenüberliegenden Hangs ab.

In der gründerzeitlichen Gartengestaltung der Villa Rosenthal wurden Ende des 19. Jh Hecken, Bäume und andere trennende Elemente eingesetzt, um gezielte Sichtachsen mit Bezugspunkten anzulegen. Wie an den historischen Aufnahmen zu sehen ist, gehörte an bestimmten Stellen auch der Blick in die Ferne, auf den Jenaer Kernberge, zu diesen inszenierten Blicken. Der gezielte Blick in die Ferne eignete sich auch dazu, den recht kleinen Garten größer und bedeutungsvoller erscheinen zu lassen. Bereits damals hatte man erkannt, dass das Herausragende am Standort der Villa Rosenthal nicht der Ort selbst ist, auf dem sie steht, sondern ihre Position auf einer Klippe und der damit verbundene atemberaubende Blick in die Landschaft. Heute sind viele Blickachsen zugewuchert, die einst wellenförmig geschnittene Eibenhecke ist durchgewachsen. Der Blick in die Ferne ist zwar an manchen Stellen noch vorhanden, jedoch nicht inszeniert. Diesen Blick wieder zu etablieren und für ihn eine begehbare Skulptur zu errichten, ist Ziel meiner Arbeit.

Eine Verwerfung ist eine Bruchstelle im Gestein, die zwei Gesteinsbereiche gegeneinander versetzt. Die Studentenrutsche in den Jenaer Kernbergen in eine solche Verwerfung, welche die Terebratula-Zone (unterer Muschelkalk) auf der südlichen Seite um etwa 6 Meter relativ zur Nordseite abgesenkt hat. Diese auffällige geologische Störung wäre, vorausgesetzt weniger gezielter Rückschnitte, vom Garten der Villa Rosenthal sehr gut zu sehen.
Ich selbst mag das Wort „Verwerfung“ sehr (wohl auf Grund seiner Vielschichtigkeit und seiner positiven sowie negativen Bedeutungen) und habe entdeckt, dass es viel mit der Villa Rosenthal zu tun hat. Da ist der Blick auf das geologische Phänomen am Hang gegenüber. Da ist aber auch die Villa selbst, ein Ort mit vielen Verwerfungen und Brüchen, Brüchen in der bisherigen Geschichte und auch Brüchen am aktuellen Erscheinungsbild, vom Selbstmord Clara Rosenthals bis hin zu Errichtung des wenig sensiblen Nachbargebäudes mit penetranter Farbgebung vor wenigen Jahren. Verwerfung bedeutet aber auch das Gehen-lassen einer Idee. Das Verwerfen von Ideen bei kreativen Prozessen gehört mindestens ebenso zu unserem Arbeitsalltag wie das Finden von dauerhaften Lösungen. Nur selten bin ich zu einem mich zufriedenstellenden Ergebnis gekommen, ohne zuvor unzählige Ideen verworfen zu haben. Die Villa Rosenthal als Standort künstlerischen Schaffens und Präsentierens bietet mit dem neuen Folly für Besucher, aber auch insbesondere für die hier lebenden Stipendiaten einen Raum, in dem Verwerfung erwünscht ist und kreative Prozesse ohne Ergebniszwang ihren Lauf nehmen können.
Kunst schafft Verwerfungen. Historische, gedankliche und ästhetische Schichten bekommen plötzlich miteinander zu tun. Hierfür einen Ort zu schaffen, ist mein Anliegen. In dem Objekt „Verwerfung“ kann man in Gedanken wie ein Weiltänzer hinüberlaufen, zum Partnerort in den Kernbergen und wieder zurück, hier kann man seinen Gedanken freien Lauf lassen. Verwerfen, Belassen und wieder Verwerfen.

Wie sich bereits beim gemeinsamen Künstlerseminar im Mai 2012 herausstelle, handelt es sich bei dem vorgegebenen Standort um einen schwierigen Ort, schwierig vor allem durch die im letzten Jahrzehnt getätigten Bau- , Umbau- und Veränderungsmaßnahmen, insbesondere auf dem im Westen anschließenden Nachbargrundstück. Aber auch das eigene Grundstück birgt Schwierigkeiten, wie z.B. die nebenliegenden Parkplätze und die aus Kostengründen im Garten bisher nur eingeschränkte Umsetzung der denkmalpflegerischen Zielsetzung.
Für mich stellen Parkplatz, Mülltonnen und Nachbargebäude keinen inspirierenden Bruch da, dem ich meine Kunst widmen möchte. Ich möchte keine Abschottungskunst (z.B. Wand, Spiegel) machen und glaube, Abgrenzung zum Nachbargrundstück sollte eher mit landschaftsarchitektonischen Mitteln geschehen (z.B. hohe Hecke).
Mein Ansatzpunkt ist es, den Blick bzw. die Aufmerksamkeit in die Ferne zu lenken. Das ureigene Potential des Ortes, nämlich der Blick in die Ferne, ist stark genug, ein paar Mülltonnen und blaue Kunststoffplatten in seinem Rücken zu erdulden.

Das Wort „Folly“ bedeutet soviel wie „Narretei“ oder „Verrücktheit“ und bezeichnet in der Gartenkunst ein kleines, exzentrisches Staffagebauwerk.
Trotz seiner geringen Größe ist der Garten der Villa Rosenthal voller kleiner eigener Welten, voller introvertierter Orte mit hoher Aufenthaltsqualität, anregend zum Lustwandeln und Entdecken. Die Idee dieses Gartens wird mit dem neuen Folly sowohl inhaltlich weitergesponnen, als auch räumlich auf den oberen Geländeteil ausgeweitet. Als künstlicher und begehbarer Fels reiht es sich auch in die seit dem 16. Jh. bis heute bestehende Tradition künstlicher Stein- und Felswelten in der Garten- und Parkgestaltung ein. Das neue Objekt reiht sich somit auf der einen Seite in den bereits existierenden Kontext aus kleinen exzentrischen Orten, wie Brunnen, Gedenkpavillon, Teich und Wandelgang ein, hat jedoch auch nur eine neue Qualität zu bieten: Den Blick in die Ferne.

Als Folly und gleichzeitig Stück zeitgenössischer Kunst zitiert die Arbeit „Verwerfung“ keine architektonische Urformen wie Tempel oder Kathedrale, sondern nimmt Bezug auf einen Blick und somit eine Landschaftsform, hat als Referenz nicht ein geschichtliches Objekt, sondern den Berg gegenüber."

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